Das Raumschiff abgestürzt, das Bein der Mutter gebrochen, ein Kind gefangen im Eis, ein weiteres in einer Gletscherspalte verschollen, und alle Beteiligten wahlweise den Tod seitens Wundbrand, Sauerstoffmangel oder Unterkühlung vor Augen. Es funktioniert nicht rund für Verwandte Robinson auf ihrer verunglückten Expedition ins All.
Mit einer eindringlich bebilderten Kaskade der Katastrophen macht „Lost in Space“ gleichermaßen zum Auftakt klar, dass die für Netflix produzierte Neuauflage des amerikanischen TV-Serienklassikers aus den Sechzigern kein lockerer Weltraumspaziergang wird. Sondern eine indes einnehmende Synthese aus Science-Fiction und Drama. Verständlicherweise appelliert „Lost in Space“ bloß schon dank des Titels an die ungebrochene Begeisterung für Formate mit Retrocharme, die Netflix erfolgreich zu kapitalisieren versteht.
Das Remake erspart sich eine Einführung und wirft die Zuschauer gleichfalls mit der Ingenieurin Maureen Robinson, ihrem militärisch ausgebildeten Ehemann John , den ungleichen Teenager-Töchtern Judy (Taylor Russell) und Penny (Mina Sundwall) sowohl dem kleinen Will ins Ungewisse. So werden Hintergründe und Motivationen für die interstellare Irrfahrt nach und nach in Rückblenden erklärlich, innerhalb die Prämisse simpel bleibt: In einer nicht allzu fernen Zukunft sind die Robinsons im Verbund mit anderen Raumfahrern auf dem Weg von der Erde zum Sternensystem Alpha Centauri, wo sie als Kolonisten eine neumodische philanthropische Zivilisation aufbauen sollen. Als das riesige Mutterschiff havariert, kann sich die Familie auf das Beiboot „Jupiter 2“ retten.
Ihrer Bruchlandung folgt die Einsicht, dass sie Tausende Lichtjahre vom Kurs auf einem unbekannten und vermeintlich unbesiedelten Planeten gestrandet sind. So weit, in dieser Ausprägung konventionell. Aber der Reiz der zeitgemäß renovierten Robinsonade gründet allemal weniger auf bahnbrechender Originalität als vielmehr auf kurzweiligen Um- und Neudeutungen, die Plot und Figurenzeichnung durchziehen. Komplett verschwunden bspw. der optimistische Zukunftsglaube, den die Originalserie noch dialogfähig zur damaligen Begeisterung für die Raumfahrtprogramme postulierte. Nun reisen Leute nicht mehr ins All, weil das Glück in den Sternen liegt, anstelle weil selbiges der Erde schlicht ausgegangen ist.